
Es war ein Freudenabend für das Team von Des Teufels Bad, dem elffach nominierten Favoriten des diesjährigen Österreichischen Filmpreises. Veronika Franz' und Severin Fialas düsteres Horrorhistoriendrama räumte am Mittwochabend im Wiener Rathaus die von Valie Export designten Trophäen für den besten Spielfilm, Kamera, Montage, Masken- und Szenenbild ab. Auch in den Kategorien der weiblichen Haupt- und Nebenrolle konnte sich die Ulrich-Seidl-Produktion durchsetzen.
Maria Hofstätter mimt darin die böse Schwiegermutter, Anja Plaschg, die als Soap & Skin auch die preisgekrönte Filmmusik komponierte, die an Depressionen leidende Jungbäuerin. Acht Trophäen nahm Des Teufels Bad schließlich mit nach Hause.

Darauf folgte Rickerl – Musik is höchstens a Hobby mit vier Preisen, darunter Drehbuch und Regie für Adrian Goiginger und der Hauptdarstellerpreis für den zweiten Musiker des Abends: Voodoo Jürgens. Laudatorin Pia Hierzegger machte sich auf humorvolle Art und Weise über die Hierarchien am Filmset und die große Konkurrenz im Hauptdarstellerfach lustig: "Männer haben es besonders schwer, es gibt schließlich viel mehr Hauptrollen für sie."
Fast Ironie ist es da, dass mit Jürgens und Plaschg zwei Musikschaffende reüssierten, vor Schauspielerinnen wie Gerti Drassl für Persona Non Grata, die Moderator Dirk Stermann eingangs als "österreichische Meryl Streep" bezeichnete, oder Brigitte Hobmeier für Elisabeth Scharangs Wald. Auch Emily Cox, die zweite Moderatorin des Abends, war, ebenso wie ihr Co-Star Valentin Postlmayr, für die Hauptrolle in Alma & Oskar nominiert.

Österreich und anderswo
Dass Moderatorin Cox leer ausgehen würde, wusste sie wohl im Vorhinein. Dasselbe Schicksal traf auch die im europäischen Ausland angesiedelten Filme von Sudabeh Mortezai, Europa, und Jessica Hausner, Club Zero. Mit Des Teufels Bad und Rickerl haben sich die wahlberechtigten Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films offenbar für ein Kino entschieden, das innerhalb der Landesgrenzen vollkommen verschiedene österreichische Wesenheiten ergründet.
Im Dokumentarfilm sah die Sache anders aus, Chris Krikellis' Souls of a River, eine elegische Spurensuche nach Heimat am türkisch-griechischen Grenzfluss Evros, siegte überraschenderweise vor Dokumentationen, die Wiener und Braunauer Schauplätze erkundeten. Darunter war Bianca Gleissingers 27 Storeys über die Wohnanlage in Alterlaa, Joerg Burgers Erkundung des Naturhistorischen Museums oder Günter Schwaigers Ermittlungen über die Nachnutzung des Hitlerhauses in Braunau am Inn.
Im Gegensatz zur Gala im letzten Jahr, während der die Regisseurin Marie Kreutzer mit drei MeToo-Andeutungen die Branche aufrüttelte, verlief die von Thomas W. Kiennast kurzweilig inszenierte Veranstaltung heuer ruhig. Einen humoristischen Höhepunkt gab es, als Michael Ostrowski sich in einem Einspieler via Greenscreen in alle nominierten Spielfilme schmuggelte und die oft so ernsten Filmthemen auf die Schaufel nahm. (Valerie Dirk, 5.6.2024)